Miteinander reden

Wieso ist Reden so wichtig?


Wir haben Kommunikationssysteme entwickelt, die es dem Menschen auf der Erde erlauben, mit dem Mann auf dem Mond zu sprechen. Und doch kann die Mutter oft nicht mit der Tochter, der Vater nicht mit dem Sohn, der Schwarze nicht mit dem Weißen, der Arbeitnehmer nicht mit dem Arbeitgeber und die Demokratie nicht mit dem Kommunismus sprechen.

Hadley Read


Mir ist aufgefallen, dass kaum Menschen miteinander reden, sie reden, doch es bleibt ein Monolog, der jeder für sich führt.

Stellt der jenige hin und wieder die Frage, hast du mich verstanden, so der Andere „ ja, natürlich“, oder hast du mir überhaupt zugehört, worauf auch ein erbostes: „Was denkst du von mir, ich höre dir immer zu!“

Im Nachhinein nach vergangenem Zeitraum, stellt der Redende immer wieder fest, nichts ändert sich. Das Verhalten blieb gleich! Oft wird es dann darauf geschoben, dass nicht zugehört wurde.

Wenn wir uns dann von dem Anderen distanzieren, verärgern ihn mit „du hast ja immer“; „nie kannst du“, u. v. m. Wir enttäuschen ihn in bestimmten Situationen, vielleicht demütigen ihn auch vor anderen, kritisieren ohne dass er weiß, was er oder beide daran ändern können.


In manchen Beziehungsratgebern wird geraten, die Ich-Botschaft zu bevorzugen.

Soll heißen:

„Ich möchte dir mitteilen, dass du mich gerade verletzt hast.“

„Ich wünsche mir so sehr, dass dein Umgang mit mir höflicher ist, wenn wir mit anderen Menschen zusammen sind.“

u.v.m.


Das ist aber nicht das Heilmittel!


Wie kann es sein, dass dann der andere dadurch weiß, wie er sich verhalten könnte?

Muss er sich dann so verhalten, wie der Ich-Botschaftensender es in seinem Satz ausgedrückt hat?

Was ist, wenn ein Paar gemeinsam zu den Eltern des Mannes geht, um an einem Sonntagsbrunch im Hause der Eltern teilzunehmen. Gewohnheitsgemäß bereitet die Mutter/Schwiegermutter das Frühstück vor. Sie war von Beginn der Ehe an Hausfrau und Mutter und für Haus, Garten und Kinder zuständig. Der Vater/Schwiegervater ist beruflich viel unterwegs und genießt seinen Sonntag. Diese Rollenverteilung hat nun schon über 30 Jahre bestand und beide leben damit glücklich und voller Verständnis für den jeweiligen Partner.


Nun kommen die eingeladenen Gäste (das Paar) etwas zu früh zum verabredeten Termin. Der Tisch ist noch nicht gedeckt und die Mutter des Hauses geht davon aus, dass die Schwiegertochter ihr hilft und der Sohn sich dem Vater zuwendet.


Das Paar selber hat die Rollen in der Beziehung aber anders verteilt und nun wünscht sich insgeheim die Ehefrau, dass der Ehemann sich an den Vorbereitungen beteiligt. Die Mutter jedoch lehnt dies ab, da es für sie in dem Rollenbild nicht identifizierbar machen lässt. Denn sie erzog ihren Sohn nach ihrem Rollengedanken. Der Sohn zieht sich zurück, denn er möchte jedem gerecht werden und sieht sich in der Zwangssituation es im Grunde niemand gerecht zu machen.


Könnte er das überhaupt?

Auch wenn er es der Ehefrau recht machen würde mit ihrer Ich-Botschaft: „Ich wünsche mir, dass du deinen Eltern mitteilst, dass wir unsere Rollen anders verteilt haben und ich nicht alleine im Haushalt zuständig bin. Wenn wir also bei deinen Eltern sind, wünsche ich mir, dass du genauso hilfst, wie ich es tue.“


Was wäre, er würde es tun?

Was wäre, wenn seine Mutter ihm genauso Ich-Botschaften sendet: „Mein geliebter Sohn ich erzog dich nach meinen Vorstellungen und tat das Beste, wozu ich in diesem Augenblick in der Lage war. Ich wünsche mir, dass du dich an deinem Sonntag ausruhen kannst und dich erholen kannst, denn so erhältst du mein Bild meiner Erziehung von dir in Ehren.“


Dazu dann die Ich-Botschaft des Vaters: „ Mein Sohn, ich arbeite hart und viel. Ich achte meine Frau und schätze ihre Arbeit sehr. Sie tut ihr Bestes und genießt euch um sich zu haben. Ich wünsche mir, dass du dich genauso wie ich an diesem Tag nur einfach entspannen kannst, damit wir gemeinsam einen liebevollen Tag haben können.“


Was soll er nun mit den vielen guten Ich-Botschaften anfangen?

Wenn er auf alles und jeden eingeht, hat er zumindest eine Ich-Botschaft nicht umgesetzt!

Was wäre, wenn er überhaupt etwas ganz anders möchte?


Am Besten stellt der Ehemann spätestens in dieser Situation fest, was er selber möchte und teilt dies allen mit und handelt danach.


Summa cum laude

Die Ich-Botschaften können nicht das Allheilmittel sein!


Da die Ich-Botschaft geeignet ist den Anderen Vorwürfe nicht so barsch entgegenzubringen, wie die Du-Botschaft, ist sie jedoch eine Mitteilung, dass der Andere mit seinem Verhalten nicht richtig liegt und Sie es gerne anders hätten.

Das kann, auch wenn es noch so gut gemeint ist, auf Widerstand oder gar auf aufkommenden Ärger stoßen.

Pures Kommunizieren ist es auch nicht, da die Kommunikation nicht nur der verbale Gedankenaustausch ist, sondern noch viel mehr. Es ist eine unendliche Vielzahl von Signalen!

Informationen oder Gedanken die vermittelt werden sollen, dienen verschiedenen Zwecken. Sei es um andere nur in Kenntnis zu setzen, oder sie auszubilden, oder sie zu überzeugen (auch die Werbung will überzeugen), um andere zu manipulieren sie auf eine falsche „Fährte“ zusetzen.

Wenn Sie dann mit all Ihren Fähigkeiten bewusst umgehen und diese möglichst effizient einsetzen, können Sie erreichen, dass Sie so angenommen werden. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum nicht, kommt zum Schluss nur noch die Trennung in Frage, weil die Beziehung dann im Grunde einschläft.


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